Albert Schweitzer besucht mit seiner Frau Helene im September 1915 die Frau des Schweizer Missionars Pelot auf der Missionsstation N’Gômô. Er muss dabei rund 200 Kilometer stromaufwärts auf dem Ogowefluss fahren.

In der Schrift «Ehrfurcht vor dem Leben» Verlag C. H. Beck (Seite 20) hält er fest:

«… am Abend des dritten Tages, als wir uns beim Sonnenuntergang in der Nähe des Dorfes Igendja befanden, mussten wir einer Insel in dem über einen Kilometer breiten Fluss entlang fahren. Auf einer Sandbank, zur linken, wanderten vier Nilpferde mit ihren Jungen in der- selben Richtung wie wir. Da kam ich, in meiner grossen Müdigkeit und Verzagtheit  plötzlich auf das Wort Ehrfurcht vor dem Leben›, das ich, so viel ich weiss, nie gehört und nie gelesen hatte.

Alsbald begriff ich, dass es die Lösung des Problems, mit dem ich mich abquälte, in sich trug. Es ging mir auf, dass die Ethik, die nur mit unserem Verhältnis zu den anderen Menschen zu tun hat, unvollständig ist und darum nicht die völlige Energie besitzen kann.

Solches vermag nur die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Durch sie kommen wir dazu, nicht nur mit Menschen, sondern mit aller in unserm Bereich befindlichen Kreatur in Bezug zu stehen und mit ihrem Schicksal beschäftigt zu sein, um zu vermeiden, sie zu schädigen, und entschlossen zu sein, ihnen in ihrer Not beizustehen, soweit wir es vermögen...

<>…

Durch die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben gelangen wir in ein geistiges Verhältnis zum Universum… Durch die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben werden wir andere Menschen…

<>…

Die fundamentale Tatsache des Bewusstseins des Menschen lautet:

«Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.»

 

Buchhinweise
Hans Walter Baer – Albert Schweitzer – Die Ehrfurcht vor dem Leben
Eric Grässer – Albert Schweitzer – Ehrfucht vor den Tieren
Albert Schweitzer – Zwischen Wasser und Urwald